Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2005

Glogauer Mühlenwerke, Glogau, Raudtener Str. 75

Inhaber: Oskar Strauchmann

Wo lagen die Glogauer Mühlen?

Die Glogauer Mühlenwerke wurden erbaut im Jahre 1904 durch Herrn Friedrich Diethert in Zarkau b. Glogau.

Der Betrieb fabriziert Spezial- Weizen- und Roggenmehle, Speise-Grieße, Graupen, Grütze, Hirse, alle Sorten Futtertuchenmehle und Kleie. Die Einrichtung besteht aus den neuesten Spezialmaschinen, wie Walzendoppelstühle, Prozellanwalzenstühle, Plansichter, Grießputzmaschinen, Reinigungsmaschinen, Magnet-Apparate, automatische Wagen und verarbeitet Weizen und Roggen auf Spezialmaschinen vollständig getrennt. Die Leistungsfähigkeit beträgt innerhalb 24 Stunden 1000 Zentner. Das Werk wird von drei Elektromotoren mit einer Gesamtstärke von 250 PS betrieben. Die Energie liefert das städtische Elektrizitätswerk in Glogau. (Entnommen aus: Monographien deutscher Städte 1926, Band XVII GLOGAU, Seite 208)

Wohnhaus zugehörig Glogauer Mühlenwerke
Erbaut: 1904 mit 6 Wohnungen
Bis heute fast unbeschädigt.
Seit 1930 im Besitz von: Oskar Strauchmann

Glogauer Mühlenwerke, Glogau, Raudtener Str. 75
Inhaber: Oskar Strauchmann ab 1930
Im Bild Straßenseite: Weizenmühle, Leistung in 24 Std. 25 t Weizen
Hofseite: Roggenmühle 35 t.

Glogauer Mühlenwerke, Glogau, Raudtener Str. 75, Mühlengebäude nach dem Brand am 14. September 1939
Im Laufe der Jahre wurde Herr Emil Schilling als Teilhaber aufgenommen.

1930 erwarb Oskar Strauchmann den Mühlenbetrieb, dem ein Land- u. Düngemittelgroßhandel angeschlossen war, mit den dazugehörigen Gebäuden: Mühlenbetrieb, Lagerhaus u. Getreidespeicher, Wohnhaus, Garagen, Pferdeställe und Büro auf einer Fläche von ca. 7.200 m². Das Hauptgebäude, das parallel zur Raudtener Straße stand, beinhaltete zur Straßenseite eine Weizenmühle mit einer Kapazität von 25,-to in 24 Std. und eine Roggenmühle auf der anderen Gebäudeseite mit einer Kapazität von 35,-to täglich. Dieses Ergebnis war möglich, da ab 1931 die noch vorhandenen Mühlsteine durch neue Walzenstühle ersetzt wurden. Abgenutzte Walzen wurden in eigener Riffelei wieder geschärft. Beide Mühlen liefen unabhängig voneinander und wurden mit je einem 250 PS starken Elektromotor angetrieben.

Zum Betrieb gehörte ein Lagerhaus oder Speicher mit einer Grundfläche von ca. 350 qm. Die untere Etage und der Keller wurden als Lager für den Land- u. Düngergroßhandel genutzt, weitere Etagen (4) als Schüttboden zur Lagerung von losem Getreide für die Mühle.

Für Transporte vom oder zum Kunden standen 1 Pferdegespann und 2 Lastzüge zur Verfügung. Die Kunden waren in der Stadt, sowie Kreis Glogau, Fraustadt und Guhrau beheimatet. Es wurden aber auch Lieferungen nach Dresden und Berlin vorgenommen, teils mit eigenen Lastwagen und auch mit Schiff ab Domhafen Glogau durch die Fa. Emanuel Krause & Co.. Der Betrieb beschäftigte bis zum Großbrand im September 1939 bis zu 35 Personen.

Im Stadtplan von Glogau ist das Grundstück der Glogauer Mühlenwerke auf der linken Straßenseite der Raudtener Straße ausgewiesen.

Heinz Strauchmann, Geldern

Wo lagen die Glogauer Mühlen?

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Wieviel Mühlen hatten wir überhaupt in der Stadt? Gegenüber der Zahl der Mühlen im Landkreise fiel die der Stadt kaum auf - konnte der Glogauer Kreis nicht weniger als 97 Wasser- und 218 Windmühlen im Jahre 1790 aufzählen, eine Anzahl, die sich allerdings später erheblich verminderte, so besaß der Stadtkreis zu unseren Zeiten nur vier Mühlen. Es waren, wenn wir sie von Osten nach Westen aufsuchen, die Grundmühle, hinter dem Stern gelegen und dort wohl am wenigsten ins Auge fallend, dann an der Mozartstraße die Fiedlermühle, die ihren Namen bereits 1781 trug, an den Bauchschen Anlagen lag die Grätzmühle, und nun die Lindenruher Straße nach Südosten entlang wandernd, führte der Weg an der Klostermühle vorüber, die sich sowohl nach der Straße wie nach den Anlagen öffnete. Die Glogauer Mühlen waren durchweg auf die Kraft des Wassers angewiesen, das Bild, das einst die Mühlen auf dem lande mit ihren sich im Winde drehenden Flügeln boten und das heute so selten geworden ist, dass eine einzelne Mühle im landschaftlichen Bilde auffällt, konnte sie unsern Glogauern niemals schenken, so alt auch die Geschichte der Mühlen in der Heimatstadt ist. Lesen wir von ihnen doch schon aus dem Jahre 1307. Allerdings waren jene alten Mühlen nicht die unserer Zeit.

Die älteste Mühle, von der die Geschichte berichtet, befand sich nicht in Glogau, sondern in Jätschau, wo der erste Müller 1291 urkundlich erwähnt wurde. Im erwähnten Jahre 1307 gab es eine Mühle vor den Stadtgräben am Oderflusse, die Herzog Heinrich der Getreue dem Nonnenkloster (Klarissenkloster) mit anderen reichen Gaben schenkte. Diese Mühle war also nicht neu, sondern bestand 1307 bereits. Von der nächsten Mühle erfahren wir aus dem Jahre 1326, als Herzog Primko der Stadt erlaubte, eine oder zwei Mühlen mit zwölf oder mehr Rädern zu erbauen. So stand die große, für die Stadt sehr einträgliche Odermühle, von der die einstige Mühlpforte und die bis zuletzt bestandene Mühlstraße (von der Ostseite des Marktes beim Deutschen Hause nach der Oder führend) ihren Namen hatte. Diese große Odermühle wurde freilich beinah bei jedem Stadtbrand ein Raub der Flammen. Wann sie endgültig verschwand, berichtet die Geschichte nicht, vielen Glogauern wird aber die Lederfabrik in Erinnerung stehen, die später an ihrer Stelle stand. Im Jahre 1494 gab es eine Probstei- und eine Fritschenmühle, deren Lage unbekannt ist; der berüchtigte Herzog Hans nahm der Stadt alle Mühlen weg, und als sie wieder zu ihrem Eigentum gekommen war, erschien auf der Bildfläche der Statthalter des Königs Matthias, Johanna Corvinus, ein auch auf seinen Vorteil bedachter Herr Glogaus, der sich die Flussmühlen aneignete, das heißt also alle, denn sie standen wohl ausnahmslos am Fluss, bis auch Mühlen am Rauschwitzbach erstanden. Es sind deren mehrere gewesen, doch da kam die Franzosenzeit Glogaus, und der französische Gouverneur ließ diese Mühlen bis Lindenruh zur besseren Verteidigung der Stadt abbrechen, wofür zwei Roßmühlen und wieder eine Schiffsmühle n der Oder errichtet wurden. Nach der Befreiung Glogaus erkannte man, sicher wieder aus Gründen der Befestigung, die Unzweckmäßigkeit von Mühlen am Rauschwitzbach an, jedoch hielt man ihre Beibehaltung bzw. ihre Wiedererrichtung nur unter der Bedingung für zulässig, dass sie nicht massiv gebaut werden durften und nur ein Stockwerk besaßen.

Man wird sich erinnern, dass die Mühlen tatsächlich noch in unserer Zeit dieser Bedingung entsprachen.

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