Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 2, Februar 2005

Adolph von Menzel, der geniale Maler

Er wurde am 8. Dezember 1815 in Breslau als Sohn des Vorstehers einer Mädchenschule geboren, der 1830 mit seiner Familie nach Berlin zog und dort eine lithographische Anstalt gründete, empfing als Kind in Breslau durch das Wohnen in militärischer Umgebung wesentliche Eindrücke für die Richtung seines späteren Schaffens und erhielt 1839 den Auftrag, Franz Kuglers "Leben Friedrichs des Großen" zu illustrieren, für das er 400 Vorlagen für Holzschnitte anfertigte. Für das Standardwerk "Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung" schuf der sich durch Fleiß, Talent, außergewöhnlich scharfe Beobachtungsgabe und Pflichtgefühl auszeichnende Künstler 436 lithographische Federzeichnungen und für die "Werke Friedrichs des Großen" zahlreiche Holzschnitte. Wenn Friedrich II. von Preußen bei weiten Teilen der Bevölkerung beliebt, populär wurde und großes Ansehen gewann, dann ist das zu einem nicht geringen Maße den Darstellungen von Menzel zu verdanken, denken wir z.B. an "Die Tafelrunde von Sanssouci", "Das Flötenkonzert", "Abendgesellschaft in Sanssouci" , "Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generale vor der Schlacht bei Leuthen" und " Friedrich und die Bittflehenden". Verklärende Historisierung und Popularisierung!

Adolf v. Menzel war aber viel mehr als nur "Der Maler des großen Königs und seiner Zeit", sondern wandte sich auch dem damaligen höfischen und bürgerlichen Leben in eindrucksvoller Weise zu. Außerdem erschloss er der Malkunst einen neuen Themenbereich: "Die industrielle Welt", indem er nach sorgfältigen Beobachtungen die schwere Arbeit im größten schlesischen Hüttenbetrieb, in der Königshütte in Oberschlesien, 1875 im Gemälde "Das Eisenwalzwerk" vor Augen führte. Zeigte sich Menzel hier als Realist, so war er doch kein lediglich die Wirklichkeit wiedergebender Naturalist, sondern näherte sich in manchem dem Impressionismus. Auf jeden Fall gehörte er zu den größten deutschen Malern und Graphikern seiner Zeit, was auch durch die vielen ihm zu Lebzeiten erwiesenen Ehrungen bewiesen wird.

Mag man die 1898 durch Kaiser und König Wilhelm II. erfolgte Erhebung des körperlich sehr kleinen Menschen aber großen Meisters, "der kleinen Exzellenz", primär als obrigkeitlichen Dank für die Bilder aus der Geschichte (und - wirkungsmäßig - zum Ruhme) der Hohenzollern betrachten, so sind die Ehrungen aus dem wissenschaftlichen und künstlerischen Sektor hervorzuheben. Menzel war Vizekanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Künste, dann Kanzler dieses Ordens, Ehrenmitglied der Sankt Petersburger Akademie der Künste, Auswärtiges Mitglied der Belgischen Akademie der Künste und Mitglied der Akademien in Paris und London. Die Berliner Universität verlieh ihm den Ehrendoktortitel, er wurde zum wirklichen Geheimen Rat ernannt. Seine Wurzeln und Anfänge lagen in Schlesien, doch im Laufe der Jahre war das Schlesische zurückgetreten und er ein Berliner geworden - wie viele Schlesier. So war es konsequent, dass ihn sowohl Breslau als auch Berlin mit dem Ehrenbürgerbrief auszeichneten.

Vor 100 Jahren, am 9. Februar 1905, starb Adolph v. Menzel, 89-jährig, in der Reichshauptstadt. Seinem Sarge folgten im Trauerzuge Kaiser Wilhelm II., Kaiserin Auguste Viktoria und so ziemlich alles, was damals in Berlin Rang und Namen besaß.

Dr. Hans-Ludwig Abmeier

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