Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 5, Mai 2003

Die Glogauer Jesuitenkirche

von Eugen Kretschmer

Das Innere der Kirche

Neu herausgegeben von Josef Wagner,

Geistlicher Rat in Hildesheim

2. Fortsetzung

B. Baubeschreibung

I. Das Äußere der Kirche

Die Stadt Glogau, die wiederholt von Bränden arg heimgesucht wurde, hat nicht viel Baulichkeiten von dem Kunstwert und der Schönheit der Jesuitenkirchen-Westfront mit ihrer Turmfassade aufzuweisen.

Sie wurde erstmalig 1715–1730 von Blasius Peintner, dem Erbauer des Breslauer Universitätsgebäudes, errichtet. Wie weit ihr der furchtbare Brand von 1758, dem die oberen Teile der Türme zum Opfer fielen, sonst noch geschadet hat und welcher Künstler die Türme in ihrer jetzigen Gestalt 1796 erbaute, ist leider unbekannt.

Die drei Portale, ein Hauptportal und zwei Seitenportale, deuten die Inneneinrichtung des Gotteshauses an.

1. Das Hauptportal, mit seiner zweiflügeligen, durch kunstvolle Schmiedearbeit verzierten und von dem Jesus-Monogramm gekrönten Tür wird von korinthischen Säulen und Pilastern flankiert und von einem steinernen, wappenschildartigen Medaillon überragt.

Bei letzterem kommt der Charakter dieser Corpus-Christi-Kirche klar zum Ausdruck: Vor Sankt Ignatius von Loyola liegt ein kleiner Engel, der ihm das Gesicht zuwendet und einen Totenkopf entgegenhält. Der Heilige umfasst mit seiner linken Hand das Kreuz, während über seiner linken Schulter, vor einem zierlich gerafften Vorhang, Kelch und Hostie, von Engelsköpfen getragen, sichtbar werden. Sankt Ignatius will sagen: “Über Tod und Vergänglichkeit (Totenkopf) triumphiere ich im Glauben an Christus, den Gekreuzigten, und gestärkt mit der hl. Kommunion.” In goldenen Lettern verkündet die Inschrift auf dem Medaillon: “Laudetur Sanctissimum Saccramentum.” “Hochgelobt sei das allerheiligste Sakrament!”

Über dem Portal erhebt sich der prächtige echt barocke Balkon, der nach seiner ganzen Anlage dem Balkon über dem Hauptportal der Breslauer Universität auffallend ähnelt: dort als Schmuck vier Figuren, hier zwei Urnen mit schlangenartigen Henkeln. Beide Baulichkeiten sind nach Prof. Patzak Arbeiten desselben Meisters, Adam Karinger, eines Mitarbeiters Peintners. Über dem Balkon wird das seltsam geformte, ovale Orgelfenster sichtbar. Es ist umrahmt von einem auf Pilastern ruhenden nach Innen geschwungenen Giebel, dessen Abschluss zwei mächtige gegeneinander gelehnte Bogen-Segmente bilden. In ihrer Mitte: das Auge Gottes.

Über den beiden Bogen-Segmenten ragt zwischen den Obergeschossen der zwei Türme der Kirchengiebel empor. Ihn schmücken zwei Flanken-Pilaster, und zwei Voluten-Ansätze grenzen ihn ab. Er macht aber einen unfertigen Eindruck; nach dem Entwurf von Peintner sollte ihn ein mächtiges Kreuz krönen, inmitten von vier Heiligen-Figuren und vier Flammenkrügen.

2. Die beiden Seiten-Portale haben eine gleiche architektonische Gestaltung erfahren: ihre Türen sind von Pilastern mit verkröpftem Gebälk flankiert. Von den vier Engelsfiguren auf den Voluten-Ansätzen ist keine der anderen gleich. Jede will etwas anderes lehren: Der erste Engel zeigt nach oben: “Aufwärts die Herzen zu Gott!” Der zweite Engel lehrt: “Den (Gott) musst du bitten.” Der dritte: “Den musst du loben”; der vierte: “Den musst du anbeten!” Über jedem der beiden Seiten-Portale weist ein wappenartiges steinernes Medaillon durch eine in Flachrelief gehaltene eucharistische Darstellung auf den Fronleichnams-Charakter der Kirche hin. Über dem rechten Seiten-Portal (Gymnasial-Hofseite): Sankt Aloysius empfängt durch Erzbischof Sankt Carolus Borromäus die erste hl. Kommunion. Über dem linken Seiteneingang (Marktseite): Sankt Stanislaus Kostka wird durch einen Engel wunderbar kommuniziert.

In den beiden hohen Barocknischen mit ihrem abschließenden Muschel-Ornament stehen zwei Heiligen-Figuren: rechts vom Beschauer die Statue des heiligen Franziscus Xaverius, links: das Standbild des heiligen Ignatius von Loyola.

Ein Fries mit Siegespalmen und Krone, darüber ein Fenster, überragt von einem Girlanden-Gewinde, schließt das Ganze nach oben ab.

3. Die zwei Türme des Gotteshauses, die sich über den beiden Seiten-Portalen erheben, sind in ihrem zweigeschossigen Unterbau, der Langhausfront der Kirche entsprechend, im Renaissancestil gehalten. In den beiden Obergeschossen aber – von dem mit kleinem Dach versehenen Gurtgesims ab – kommt der Barockstil zur Geltung: die Pilaster-Postamente im ersten Obergeschoss sind sarkophagartig ausgebaucht; die Einfassung der Fenster wird plastischer; die Mauerflächen weisen eine leichte Wölbung nach innen auf. Es folgt auf beiden Türmen ein Umgang mit schwach geschweifter Brüstung.

Den Abschluss bilden die eigenartigen Turmhauben: ein achteckiges, 6,30 m hoch gezogenes Mauerwerk mit dazwischen liegenden, nach innen gewölbten Flächen; darüber die runde 3,70 m hohe Kupferkuppel. Auf dieser der Turmschmuck: Um eine Kugel (0,64 m) windet sich eine Schlange mit offenem Rachen; darüber steht der Kelch (0,97 m), überragt von einem Kreuz (1,20 m). Der Grundgedanke dieses Turmschmuckes ist gewiss der: “Mag auch viele Sünde (Schlange) sich um die Erde (Kugel) winden; darüber geht und steht doch das Kreuzes-Opfer Christi (Kreuz) und dessen auf der ganzen Welt sich ständig vollziehende Vergegenwärtigung in der heiligen Messe (Kelch). Vergleiche Malachias (Maleachi) 1; 11: “An allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines Speiseopfer dargebracht werden”.

Die Türme sind bis zum Dachfirst der Kirche 29,82 m, bis zum Balustraden-Fußboden 36,24 m, bis zur Kreuzspitze 49,05 m hoch. Zur Brüstung mit dem Umgang, der eine schöne Sicht über Glogau und Umgebung bietet, führen 182 Stufen. Ihr Geläut erhielten die Türme 1726 durch eine Schenkung des Jesuiten-Paters Georg Bernert, der in der Gruft der Kirche ruht. Er stiftete hierfür sein väterliches Erbteil (4900 Gulden). Diese Glocken wurden am 25. Juni 1726 von dem Posener Weihbischof Graf Carolus Poninski geweiht und bei der Schluss-Prozession der Fronleichnamsfeier-Oktave desselben Jahres zum ersten Mal geläutet. Bei dem Brande 1758 blieb nur eine kleine Glocke erhalten, die später als Schulglocke im Gymnasial-Hof Verwendung fand. 1825 ward eine Turmglocke neu beschafft. Aber 1917 mussten die beiden letzterwähnten Glocken dem Weltkriege zum Opfer gebracht werden; sie wurden seitdem nicht mehr ersetzt.

4. Die Langhaus-Front der Kirche weist auf der Straßenseite, im Turm-Untergeschoss ein abgerundetes Fenster mit Engelsköpfchen, darüber ein quadratisches Fenster mit Muschel-Ornament auf. Fünf durchgehende Pilaster gliedern die Gesamt-Front, welche zwei Reihen übereinander liegender Fenster besitzt. Jedes der zehn Fenster ist mit einem Engelsköpfchen gekrönt, und unter jedem oberen Fenster sowie über ihm befindet sich ein Girlanden-Ornament.

Auf der Gymnasialhof-Seite der Kirche sind auch zwei Reihen Fenster mit Engelsköpfchen in der Umrahmung und fünf durchgehende Pilaster. Aus unbekannten Gründen ist das erste Fenster der oberen Reihe vermauert. Der Turm hat hier bis unter die Brüstung überhaupt kein Fenster, sondern nur eine runde Durchsicht, deren Form, ein Stockwerk höher, im Mauerwerk nochmals markiert ist.

Vom Gymnasial-Hofe her ist das große Dachfenster sichtbar, welches dem Laternenfenster im Innern der Kirche, über dem Presbyterium, das Licht zuführt.


II. Das Innere der Kirche

Das Kirchenschiff

Vom Hauptportal aus bietet sich ein prächtiger Blick in den schönen Innenraum des Gotteshauses. Einen Schritt weit von der Tür sieht man noch kein einziges der zahlreichen Fenster, ist aber überrascht von der Lichtfülle, welche das Kirchenschiff durchflutet. Es ist von einem Kranze von Kapellen umrahmt, über denen sich Emporen erheben. Die Länge des Gotteshauses beträgt 45 m; seine Breite ausschließlich der Kapellen 12,20 m, mit den Kapellen 22,20 m; seine Höhe ist 20,30 m.

Seine Maße verteilen sich derart, dass 3/6 des Baues auf das Kirchenschiff, 2/6 auf das Presbyterium, 1/6 auf die Vor- bzw. Turmhalle entfallen.

Die nach innen gezogenen Strebe-Pfeiler sind mit breiten roten Pilastern geschmückt. Sie tragen weiße Kapitäle mit korinthischem Blattwerk. Ihnen vorgelagert zeigen sich schmalere weiße Pilaster mit ebenfalls weißen korinthischen Kapitälen. Über den Pilastern erscheinen weiße Friese mit mannigfaltigen Engelsgestalten. Die Pilaster sind dann, verschmälert, in Malerei weitergeführt bis in die Gewölbedecke hinein, als sollten sie den Rahmen eines Deckengemäldes (Professor Donadini hatte den Entwurf für das Deckengemälde fertig gestellt. Er forderte, nach Mitteilung des Gymnasial-Direktors Diehl, für die Ausführung 15.000 Mark. Das Ministerium wollte nur 10.000 Mark bewilligen. Die Verhandlungen zerschlugen sich. Und nun zeigt leider die Kirchendecke noch immer den großen leeren Fleck in der Mitte.) stützen. Im Übrigen weist die Decke sehr einfache Felderteilungen auf, die durch schmale gemalte Leisten gebildet sind.

Den Triumphbogen beim Übergang zum Presbyterium zeigt ein 1713 von Künstlerhand gefertigter, roter faltenreicher Stuckvorhang. Vier Cherubim raffen ihn und halten ihn empor: eine Andeutung des alttestamentlichen Tempelvorhangs, der dort das Allerheiligste vom Heiligen schied.

Von den Deckengemälden im Presbyterium, die Professor Donadini 1897 schuf, ist das mittelste eine Darstellung der Madonna: sie thront in den Wolken auf Engelsflügeln, trägt das Jesuskind auf dem Arm und einen Rosenkranz in der Hand. Die dieses Mittelstück umgebenden vier Randgemälde sind Verherrlichungen der christlichen Tugenden: Das vordere Bild auf der Kanzelseite zeigt eine liegende und eine knieende Frauengestalt: Sanftmut und Demut. Die auf einem Kissen ruhende Sanftmut herzt mit der linken Hand ein Lämmchen, während sie Krone und Zepter mit dem Fuße tritt. Sie wird sich ihre Lammesgeduld durch rein nichts rauben lassen. Die knieende Demut – ganz dunkel gehalten – mit dem Kreuz an der Seite hat die Hände gefaltet zum innigen Gebet. Sie sieht dem über ihr schwebenden Engel mit den Dornenruten voll Ergebung entgegen.

Auf dem nächsten Bild derselben Seite sind Gerechtigkeit und Starkmut dargestellt. Der Starkmut lehnt seine linke Hand auf eine Säule; vor der Brust: der Helm, unter ihm eine Hellebarde. Rechts vor der Säule ein Kind mit dem Friedenszweig, das auf einem Löwen reitet. Die Gerechtigkeit hält ein mit der Spitze nach oben gerichtetes Schwert in der Hand; ganz links unten ist die Hälfte einer Waage sichtbar.

Das erste Deckengemälde gegenüber der Kanzelseite ist ein prächtiges Bild der drei göttlichen Tugenden. Wie schön der Glaube: diese hehre Frauengestalt im gelben Gewande mit Kelch und Kreuz! Ganz vorn die Liebe: eine junge Mutter mit dem Kinde auf dem Schoß und einem zweiten an ihrer Seite. Mit dem Rücken an die Liebe angelehnt: die Hoffnung mit dem großen Anker.

Auf dem letzten Bilde steht – hoch aufgerichtet und lebhaft dahinschreitend – die Klugheit im Vordergrunde. Sie trägt in der linken Hand einen Spiegel, indes um den rechten Arm sich die Schlange windet: “Seid klug wie die Schlangen!” Vor ihr auf einem Ruhebett die züchtig bedeckte Keuschheit, die zwei weiße Täubchen liebkost. (Die Vermutung des Prof. Patzak, dass diese Bilder einer oberitalienischen Villa entlehnt seien, hat sich nicht halten lassen. Alle vier Bilder sind vielmehr von Kunstdenkmalpfleger Hellmann einwandfrei nachgewiesen als Kopien von vier Gemälden des berühmten Barockmalers Tiepolo in der Scuola dei Carmini zu Venedig.)

Unter diesen Deckengemälden sind die vier Evangelisten-Bilder; auf der Epistel-Seite: Sankt Markus mit dem Löwen und Sankt Lukas mit dem Stier; auf der Evangelien-Seite: Sankt Matthäus mit dem Engel und Sankt Johannes mit dem Adler.

Den Hauptschmuck des Gotteshauses, der ihm seinen Charakter als Corpus-Christi-(Fronleichnams)-Kirche besonders klar aufprägt, bildet die hinter dem Hochaltar aufstrebende gesamte Ostwand. Das Wort des Vorläufers Jesu “Ecce Agnus Dei”, “Siehe das Lamm Gottes, das da hinwegnimmt die Sünden der Welt” (Johannes 1; 29), das bei jeder Kommunion-Spendung vom Priester gebetet wird, hat hier durch Plastik und Malerei einen überaus wirksamen, künstlerisch wertvollen und erhebenden Ausdruck gefunden. Diese Kirche braucht niemals ein besonderes Altarbild: die ganze Ostwand ist ein einziges großes Altarbild, ist eine Verherrlichung des Gotteslammes im Sinne der Geheimen Offenbarung 5; 12: “Würdig ist das Lamm, das getötet wurde, Macht und Ehre und Herrlichkeit und Preis zu empfangen!” Wir sehen inmitten einer goldenen, strahlensendenden Sonnenscheibe, die von einer ganzen Wolke von Engelsköpfen umgeben ist, das Lamm Gottes mit der Siegesfahne. Es ruht auf dem “Buche mit sieben Siegeln” (Geh. Offenbarung 5; 8 und 9); von drei kleinen Engeln wird es emporgetragen.

Über dem Agnus Dei, auf den Kapitälen der Pilaster, wie auf dem Simse des Gurtbogens: eine Menge von Engelsgestalten, kleine, große und übergroße: der Hofstaat Gottes. Sie huldigen Gott dem Vater, der mit goldenem Zepter die von Engeln getragene Weltkugel berührt. Ihm zur Seite: der Erzengel Gabriel, dem er die Verkündigung an Sankt Maria aufträgt. Und über dem Erzengel: Gott der Heilige Geist in Gestalt einer goldenen Taube, der den heiligsten Fronleichnam in Maria bewirkte.

Unter dem Agnus Dei: ein in Stuck gearbeiteter prächtiger Krönungsmantel. Seine Aufgabe ist es, die 2 m hohe und 1 ½ m breite Nische zu umhüllen, die in schöner al fresco-Malerei eine Kapelle mit Kuppel, Kronleuchter und Kirchenfenstern darstellt. Welchem Zwecke könnte diese so fein ausgestaltete Kapellen-Nische in der Fronleichnamskirche anders dienen, denn als Aussetzungsnische für den Heiland in der Monstranz? Als solche wird sie seit dem 40-stündigen Gebet des Jahres 1930 wieder ausgewertet und benutzt.

Die Wirkung dieses künstlerischen Schmuckes der Ostwand der Kirche wird noch erhöht durch das über dem Hochaltar überaus geschickt angebrachte Fenster. Sein mattgelbes Licht ist sehr eindrucksvoll. Es liegt in der Laterne, die 3 m hoch ist und 5 m Durchmesser hat.

Wenn dann in der Fronleichnamszeit (23. Mai bis 24. Juni) die scheidende Abendsonne vom oberen Chorfenster her das Agnus Dei über dem Hochaltar mit Licht übergießt und vergoldet, dann erweist sich, dass die Erbauer der Kirche hier ein ganzes Kunstwerk geschaffen haben.

Diese herrliche Ostwand der Kirche war bis 1901 völlig verdeckt durch das große Abendmahlsbild (jetzt seitwärts der Sakristeitür) und von 1901 bis 1930 halb verdeckt durch das Josephs-Bild von Donadini (jetzt gegenüber der Sakristei). Ihre völlige Freilegung wurde erst 1930 ermöglicht durch die Aufstellung des neuen Hochaltars. Ihn schmücken zwei Engelsfiguren, die von dem alten Hochaltar (jetzt in der Marien-Kapelle) herübergenommen wurden und nach dem Urteil des Prof. del Antonio-Warmbrunn einen hohen Kunstwert besitzen. Das gilt auch von den dort befindlichen beiden kleinen, echt barocken Figuren Maria und Johannes, die einer alten Kreuzigungsgruppe entstammen. Der Reliquien-Stein des Hochaltars schließt Märtyrer-Gebeine der Heiligen Theodorus und Maximinianus ein; er wurde am 12. März 1692 durch den Breslauer Weihbischof Karl Franz Neander geweiht.

Die zwei Tragplatten der elektrischen Lampen zu beiden Seiten des Hochaltars sind der oberen großen Hochalter-Kartusche genau nachgebildet worden.

Der kleine, ovale Rahmen über dem Sessel auf der Epistel-Seite umschließt das Original der Weihe-Urkunde des heut nicht mehr vorhandenen Sankt-Ignatius-Altars. Sie ist vom Konsekrator der Kirche, Weihbischof Elias von Sommerfeld ausgestellt und trägt seine eigenhändige Unterschrift. Der Text lautet:

1724 die 5. mensis julii ego Elias de Sommerfeld episcopus Leopolitanus et Diöcesis Wratislawiensis Suffrageneus consecravi altare hoc in honorem Sancti Ignatii und Sankti Caroli Borromaei; et reliquias St. Martyrum Gaudentil, Benigni, Ampliatae et Urbanae in eo inclusi. Et singulis Christifidelibus hodie unum annum et in die anniversarii consecrationis hujusmodi ipsum visitantibus quadraginta dies de vera indulgentia in forma ecclesiae consueta concessi.

Ellias D. Sommerfeld

“Den 5. Juli 1724 habe ich, Elias Daniel von Sommerfeld, Bischof von Leontopolis und Weihbischof von Breslau, diesen Altar zu Ehren des hl. Ignatius und des hl. Karl Borromäus geweiht, und Reliquien (jetzt in ihrem ursprünglichen Bleikästchen auf dem Hochaltar) der hl. Märtyrer Gaudentius, Benignus, Ampliata und Urbana dort eingeschlossen und allen Christgläubigen 100 Tage Ablass für heut bewilligt und 40 Tage, wenn sie am Jahrestage der Weihe ihn in der Weise besuchen, wie sie in der Kirche üblich ist.”

Elias von Sommerfeld

Die Kanzel entstammt der Renovation von 1825. Sie entspricht in ihrem Empire-Stil freilich nicht der Barock-Bauart der Kirche. Ein Glogauer Meister Lorenz Senftleben hat sie geschaffen. Wenn der Radius des Deckels der Kanzel größer wäre, würde der Prediger auf ihr besser verständlich sein.

Die Leuchter an den Pilastern des Mittelschiffes, so genannte Apostel-Leuchter, wurden bei der letzten großen Renovation (1894–98) angebracht; merkwürdigerweise nur acht. So blieb es bei “Acht Aposteln”, bis Weihnachten 1923 die noch fehlenden vier Leuchter als Doppelleuchter an den Pilastern des Presbyteriums hinzu kamen und nun zwölf Apostel-Leuchter vorhanden sind.

Die Bänke der Jesuitenkirche tragen an der Innenseite sämtlich das bei dem Orden der Gesellschaft Jesu beliebte und im Gotteshause allenthalben wiederkehrende Jesus-Monogramm: JHS.

Der Kreuzweg wurde 1931/32 von Kunstmaler Platzek-Breslau geschaffen. Da bei der Kreuzweg-Anlage nichts von den vorhandenen Malereien zerstört oder auch nur verändert werden sollte, konnte nicht einfach links bei der ersten Kapelle begonnen werden; denn dort befanden sich wertvolle (Joh. von Nepomuk-) Bilder in den Medaillons. Deshalb beginnt der Kreuzweg erst bei der zweiten (der Aloysius-) Kapelle. Aus dem soeben erwähnten Grunde – Schonung des Vorhandenen – ist am Ende des Kreuzweges die 14. Station vor der 13. und 12. geblieben.

Die mit Ziegelsteinen abgepflasterten Emporen über den Kapellen haben trotz des Barock-Stils geradlinige Brüstungen; nur die an der Orgel-Empore weist einen leichten Schwung auf. Sechs von ihnen wurden 1932 ausgemalt. In den letzten 35 Jahren fanden die Emporen, die zurzeit ohne Bänke sind, nur zweimal Verwendung: bei der Predigt des Abtes Albert Schmitt aus Grüssau am 1. März 1925, und beim Pontifikal-Hochamt des Kardinals Bertram anlässlich des 300-jährigen Gymnasial-Jubiläums, den 27. September 1926. Für ihre geplante Benutzung durch das Militär sind Bänke unerlässlich.

Die jetzige Orgel ist die vierte im Laufe von 200 Jahren. Die um 1741 fertig gestellte erste Orgel wurde 1758 ein Opfer der Flammen. Die um 1800 beschaffte zweite Orgel ging während der Profanation der Kirche (1806–1820) zugrunde. 1828 wird eine neue Orgel, also die dritte erwähnt. Sie hat treu gedient bis 1901. Da stellte die Firma Heinrich Schlag-Schweidnitz die heute noch in Gebrauch befindliche Orgel auf. Das Werk besitzt vierzehn klingende Stimmen.

Als Pflaster der Kirche dienten ursprünglich “über Stettin bezogene” Platten aus schwedischem Marmor; bei den Ausbesserungen fanden Kalk- und Sandstein-Fliesen Verwendung.

Im Mittelgange vor dem Hochaltar befindet sich unter einer wuchtigen Steinplatte der Eingang zur Gruft.


Fortsetzung folgt

zum Seitenanfang

zum Seitenanfang